Donnerstag, 12. August 2010

3,5 Milliarden für neue Knie und Hüften

Unter anderem in der Zeitschrift "kma – Das Gesundheitswirtschaftsmagazin" war jetzt zu lesen:
„In Deutschlands Kliniken werden Knie- und Hüftprothesen wie am Fließband eingesetzt. Die Krankenkasse Barmer GEK schlägt nun Alarm. Patienten in Deutschland werden immer mehr künstliche Knie- und Hüftgelenke eingesetzt - nach Ansicht der größten deutschen Krankenkasse möglicherweise zu oft. "Wenn das so weitergeht, haben bald alle 60- bis 65-jährigen Rentner ein neues Knie oder eine neue Hüfte", sagte der Vizechef der Barmer GEK, Rolf- Ulrich Schlenker, am Dienstag in Berlin. In den vergangenen sieben Jahren stieg die Zahl der neuen Hüft-Prothesen um 18, die der Knie- Implantationen sogar um 52 Prozent. Allein im vergangenen Jahr bekamen 209.000 Patienten eine neue Hüfte, 175.000 eine Knieprothese, wie aus dem Krankenhaus-Report 2010 der Kasse hervor. Inklusive Nachbehandlungen hätten diese Eingriffe pro Jahr Kosten von rund 3,5 Milliarden Euro verursacht - rund zwei Prozent aller Ausgaben der gesetzlichen Kassen. "Wenn man das weiterrechnet, wird es einem als Kassenvertreter Angst und Bange", sagte Schlenker. Man müsse die Frage stellen, ob Ärzte nicht zu schnell operierten, mahnte Schlenker. Das flächendeckende Netz an geeigneten Kliniken für solche Eingriffe produziere möglicherweise eine große Nachfrage. Hätten Versicherte Zweifel an der Notwendigkeit einer Operation, sollten sie einen zweiten Arzt konsultieren - tatsächlich täten das wohl die wenigsten der meist betagten Patienten.“

Diese Mitteilung der Barmer-GEK führte in der Presse zu weiteren Reaktionen. So beschäftigte sich eine Redakteurin der FAZ gestern mit dem Thema „Prothesenregister“. Im Unterschied z.B. zu Schweden existiert in Deutschland kein sog. Prothesenregister, in dem über alle Prothesenimplantationen Buch geführt wird. Eine solche Datenbank ermöglicht beispielsweise, die Haltbarkeit der einzelnen Prothesenmodelle und die Sicherheit der verschiedenen Implantationstechniken über einen längeren Zeitraum hinweg zu verfolgen. Man würde wichtige epidemiologische Informationen erfassen, etwa die Alters- und Geschlechterverteilung der Behandelten und die häufigsten Gründe für einen Gelenkersatz. Ein solches Register gäbe auch Einblick in die Versorgungsqualität der implantierenden Kliniken.
Bisher hatte sich die Industrie gegen die Beteiligung an einem solchen Vorhaben gespreizt, denn die Kosten sind dabei nicht unerheblich. Durch das neue Medizin-Produkte Gesetz müssen inzwischen die Hersteller viele Daten bereitstellen, sodass die Beteiligung an einem solchen Register der Industrie inzwischen billiger kommen würde. So wachsen die Chancen, dass endlich auch in Deutschland Licht in diesen undurchschaubaren Markt kommt. Es würde Spreu vom Weizen getrennt werden, im Sinne einer besseren Patientensicherheit.
Aber auch hinsichtlich eines rationaleren Umgangs durch die „Gesundheitsanbieter“ und besserer Steuerung durch die Kostenverantwortlichen.

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